Klima und Klasse. Unsere Prinzipien:
Wir sind ökologische Marxist*innen und unabhängige Sozialist*innen, die keiner Organisation oder Strömung verpflichtet sind. Wir verstehen uns sowohl als Teil der Arbeiter*innenbewegung als auch als Teil der Klimagerechtigkeitsbewegung.
Diese Welt geht unter – höchste Zeit zu handeln
Die derzeitige Umweltkrise ist eine globale Krise des Erdsystems. Phänomene wie etwa der Klimawandel, das massive Artensterben und die Häufung von Extremwetterereignissen sind längst zur Realität geworden und bergen die reale Gefahr der Eskalation und der plötzlichen gegenseitigen Verstärkung der verschiedenen Krisendynamiken. Es drohen Krieg, Hunger, Flucht, Armut und Tod, mit anderen Worten: grausame soziale, ökonomische und ökologische Zustände, die die Zukunft menschlicher Zivilisation infrage stellen. Die Zeit rennt uns davon. Es ist längst fünf nach zwölf und die irreversible Destabilisierung der Umweltbedingungen hat bereits begonnen. Die Krise erscheint uns als Naturgewalt, doch sie ist Ausdruck von sozialen Verhältnissen, von Menschen gemacht und ist somit von Menschen zu lösen. Wir können handeln, unsere eigene Geschichte schreiben und eine totale Katastrophe verhindern!
Eine Ursache: Kapitalismus, Profit, Wachstum
Die zentrale Ursache dieser Krise ist unser Wirtschafts- und Gesellschaftssystem – der Kapitalismus – ein System der endlosen Ausbeutung von Mensch und Natur auf der rastlosen Jagd nach Profiten, – ein System des ständigen Wettbewerbs und des endlosen Wachstums auf einem endlichen Planeten. Die Bedürfnisse der Menschen, die Natur und die Funktionsfähigkeit von Ökosystemen spielen dabei keine Rolle, sie werden für die Reichen, für die Profite der Unternehmen und ihrer Eigentümer*innen ausgebeutet. Auf diese Weise wird enormer Reichtum und Macht für wenige und Armut und Ohnmacht für die große Mehrheit geschaffen.
Grüner Kapitalismus: eine gefährliche Illusion
Die Hoffnung, den Kapitalismus mit der Umwelt zu versöhnen, ist eine gefährliche Illusion. Vermeintliche Nachhaltigkeit in Form von CO2-Handel, grünen Investments, „Öko“-Produkten, usw. bedeuten für das System lediglich weitere Anlage- und Geschäftsmöglichkeit. Es ist der Versuch neues ökonomisches Wachstum ohne steigenden Ressourcen- und Energieverbrauch zu realisieren. Eine solche Entkopplung ist in der Realität noch nie gelungen und grundsätzlich nicht möglich. Solche Scheinlösungen erwecken nicht nur Illusionen, sie stehen der Entwicklung realer Lösungen aktiv im Wege. Das heißt: Uns werden vermeintlich ökologische Alternativen angeboten, während die Zerstörung des Planeten aufgrund des Wachstumszwangs ungebremst weiter geht – und gehen muss.
System Change not Climate Change: Ökosozialismus
Wir brauchen eine sozialistische Antwort auf die Umweltkrise, denn nur so kann eine irreversible Katastrophe verhindert werden. Um dem Wachstumszwang und der damit einhergehenden Umweltzerstörung zu entkommen, muss statt profitorientierter Privatunternehmen die Gesellschaft kollektiv und eigenständig über die Produktion und damit auch über das Verhältnis zur Natur bestimmen. Das heißt: Die Klassenherrschaft des jetzigen Systems muss durch ein System der sozialen Gleichheit und der echten Demokratie ersetzt werden. Nur ein solches System kann die Gesellschaft statt auf den Profit Weniger an den Bedürfnissen Aller ausrichten und die ökologischen Bedingungen und Lebensgrundlagen der menschlichen Existenz achten. Eine sozialistische Wirtschaft ist zwar nicht an sich die Lösung der aktuellen ökologischen Probleme, allerdings kann nur eine solche die Grundvoraussetzung für eine echte Lösung bereitstellen. Um die ökologische Katastrophe noch abzuwenden, brauchen wir einen sofortigen massiven Umbau unseres Wirtschafts- und Energiesystems. Nur eine andere Eigentums- und Wirtschaftsordnung mit öffentlicher, gesellschaftlicher Kontrolle ist in der Lage, die Katastrophe noch abzuwenden sowie mit den unvermeidbaren Folgen umzugehen.
Ökosozialistische Klassenpolitik
Die ökologische Frage ist eine soziale Frage. Das ist sie nicht nur, weil die Lasten der Umweltkrise extrem ungleich verteilt sind. Vor allem aber sind die ökologischen Probleme sozial verursacht und besitzen einen klaren Klassencharakter. Das derzeitige Verhältnis zwischen Gesellschaft und Natur wird durch die Interessen einer Minderheit, der herrschenden Klasse bestimmt. Die Kapitalist*innen bestimmen darüber, wie, was und für welchen Zweck produziert wird, um damit ihren eigenen Profit zu sichern während ihre staatlichen Interessenvertreter*innen diese Entscheidungen gesetzlich absichern. Diese Klasse profitiert somit von der derzeitigen Nicht-Nachhaltigkeit und hat kein Interesse an einer veränderten Zwecksetzung unserer Wirtschaftsweise, die das menschliche Bedürfnis, statt Wachstum und Profit in den Mittelpunkt stellt. Um die notwendige Gegenmacht aufzubauen und die Macht des Kapitals und der bürgerlichen Klasse auf allen Ebenen zurückdrängen zu können, braucht es den Widerstand gesellschaftlicher Mehrheiten, braucht es eine Massenbewegung der unterdrückten Klassen und eine Einheit der verschiedenen Bewegungen. Es gibt keine Abkürzungen. Die größte Gefahr sähen wir in einem Auseinanderdriften von Arbeiter*innen- und Klimabewegung. Wir wollen ökologische Kämpfe als soziale Kämpfe und soziale Kämpfe als ökologische Kämpfe ausrichten und streben deren Zusammenführung gegen kapitalistische Ausbeutung und Umweltzerstörung an. Es gilt konkret an den Lebensrealitäten der Menschen anzuknüpfen und für eine Verbesserung der Lebensbedingungen unter ökologischen Gesichtspunkten zu streiten. Auch wenn das Lebensniveau der meisten Menschen in den Industrieländern materiell-stofflich gesehen global nicht verallgemeinerbar ist, so dürfen Arbeitsplatzabbau und eine Absenkung des Lebensstandards der Masse der lohnabhängigen Menschen nicht im Mittelpunkt einer Nachhaltigkeitsrevolution stehen. Vielmehr gilt es national und global für eine gerechtere Verteilung der Nutzung von Natur zu sorgen und die bisherigen Profiteure der Umweltzerstörung in die Verantwortung zu nehmen. Wir wenden uns nicht gegen die lohnabhängigen Produzent*innen sondern gegen die Produktion und ihre Steuerung und arbeiten auf eine gemeinsame qualitative Veränderung der Produktion hin. Statt moralisierender individueller Konsumkritik üben wir eine kollektive Konsumkritik und stellen die profitable Verschwendung durch Unternehmen, den Luxuskonsum der Superreichen, das Militär, und die gesellschaftlichen Strukturen, die uns alle tagtäglich in die Nicht-Nachhaltigkeit zwingen, ins Zentrum unserer Kritik. Wir wollen eine ökosozialistische Praxis entwickeln, die Teil einer größeren ökosozialistischen Strategie ist. Diese muss in der Lage sein, die Eigentumsfrage zu stellen und letztlich den Kapitalismus zu überwinden. Ein vereinter Widerstand bedeutet gleichzeitig auch, ein global vereinter Widerstand, der in internationaler Solidarität sozial-ökologische Kämpfe weltweit unterstützt und sich nicht nach Ländergrenzen und Weltregionen gegeneinander ausspielen lässt. Die vereinte Organisierung und Mobilisierung, erfordert Solidarität und Widerstand gegen jede Spaltung in Form von Unterdrückung, Diskriminierung und Ausbeutung. Nur gemeinsam können wir gegen die Interessen der herrschenden Klassen eine soziale und ökologische lebenswerte Zukunft erkämpfen!
Kontakt: klimaundklasse@posteo.de